Von der Garage zum Branchenführer: Wie Erik Löffel das Unmögliche möglich macht

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Die Geschichte eines Thüringer Schweißers, der mit Leidenschaft, Innovation und digitalem Mut ein ganzes Handwerk revolutioniert

Es gibt Menschen, die das Wort "unmöglich" als persönliche Einladung verstehen. Erik Löffel aus Zella-Mehlis ist einer von ihnen. Was 2012 in einer kleinen Garage begann, ist heute zu einem der innovativsten Schweißbetriebe Deutschlands geworden – mit über 27.000 YouTube-Abonnenten, einer 99-prozentigen Erfolgsquote bei Reparaturen und Kunden aus der ganzen Welt, die extra nach Thüringen kommen, um das "Unmögliche" reparieren zu lassen.

Der ungewöhnliche Weg zum Schweißer

Erik Löffels Geschichte beginnt nicht in einer Werkstatt, sondern im Einzelhandel. Nach einer Ausbildung zum Fotografen verkaufte er Winterjacken und Handyverträge – bis zum kompletten Burnout. "Ich war ausgebrannt. Das war relevant, aber es entsprach nicht dem, was ich innerlich tagtäglich tun wollte", erinnert sich der heute 37-Jährige.

Der Wendepunkt kam durch seine Leidenschaft für Motocross. Immer wieder hörte er den Satz: "Alu-Speichen kann man nicht reparieren, das geht nicht." Für Erik war das wie ein roter Tuch. "Wenn jemand gesagt hat, geht nicht, hat mich das immer sehr getriggert. Nicht als Herausforderung an andere, sondern für mich selber, weil ich gemerkt habe, das bringt mich ja weiter, wenn ich was kann oder was lerne."

Mit 23 Jahren, bereits Vater von zwei Kindern, entschied er sich für eine Umschulung zum Schweißer. Dabei hatte er noch nie einen Brenner in der Hand gehabt. "Das kann ich nicht 100 Prozent erklären, ich kann es dir nur so wiedergeben, wie ich es heute empfinde. Ich habe mich da drinnen irgendwie gesehen."

Die harten Anfangsjahre: 16 Stunden am Tag für den Traum

2012 gründete Erik "Alu-Löffel" – eine Wortschöpfung aus seinem Nachnamen und seiner Spezialisierung auf Aluminium. Die ersten Jahre waren geprägt von extremen Entbehrungen. In einer 80 Quadratmeter großen Halle ohne fließendes Wasser und Toilette verwirklichte er seinen Traum. Parallel arbeitete er acht Stunden täglich für andere Unternehmen und weitere acht Stunden am Wochenende für sein eigenes Business.

"Das habe ich einige Jahre durchgezogen", erzählt Erik rückblickend. Fast drei Jahre dauerte diese Phase des doppelten Engagements, bevor er sich eine vollausgestattete Werkstatt leisten konnte. Heute beschäftigt er vier Mitarbeiter, darunter zwei ausgebildete Fachfrauen, in einer modernen Werkstatt mit mehreren Lagerflächen.

Das Geheimnis des Erfolgs: Wenn andere "unmöglich" sagen

Was macht Alu-Löffel so besonders? Es ist die Spezialisierung auf das, was andere aufgeben. Mit einer Erfolgsquote von 99 Prozent bei Reparaturschweißungen hat sich Erik einen Namen in der Oldtimer- und Motorsportszene gemacht. Von Lamborghini-Diablo-Motoren bis zu Rimowa-Reisekoffern – Erik repariert, was andere für verloren halten.

"Wir haben hauptsächlich Oldtimer-Bereich, viel Motorsport", erklärt er. "Bei manchen ist der Preis wert, bei manchen nicht, und ich bin immer ehrlich und sage, pass auf, wir müssen drüber sprechen. Es hat den und den Aufwand und den brauche ich halt einfach."

Kunden reisen aus ganz Deutschland an, manche sogar aus dem Ausland. Sie übernachten in der Region, erkunden den Thüringer Wald – alles nur, um ihre wertvollen Teile von Erik reparieren zu lassen.

Digital-Pionier im traditionellen Handwerk

Was Erik von anderen Handwerkern unterscheidet, ist sein früher Einstieg in die digitale Welt. 2019 begann er systematisch, seine Projekte in sozialen Medien zu teilen. Heute ist er mit über 27.200 YouTube-Abonnenten einer der erfolgreichsten Handwerker-Influencer Deutschlands.

"Eigentlich ist es unterlassene Hilfeleistung, wenn die Leute draußen nicht wissen, was eigentlich machbar ist", erklärt Erik seine Motivation. "Also wenn ein Handwerk etwas Spezielles kann und kommuniziert das nicht nach außen, dann tut der niemandem einen Gefallen – sich selber nicht und den Leuten, die es vielleicht gebrauchen könnten, auch nicht."

Seine Content-Strategie ist dabei bewusst authentisch: "Menschen kaufen von Menschen. Es muss im Grunde genommen einfach der Mensch zu sehen sein. Die mich kennenlernen, müssen verstehen, wer ich bin, wie ich ticke."

Innovation trifft Tradition: Prozessoptimierung im Handwerk

Erik ist nicht nur Schweißer, sondern auch Innovator. Mit Sprachsteuerung, automatisierten Rechnungsstellungen und KI-gestützten Prozessen optimiert er ständig seine Abläufe. "Immer wenn irgendwas nervig ist, abfuckt oder du keinen Bock drauf hast, gilt es doch irgendwie zu optimieren", lautet seine Philosophie.

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Ein Beispiel: Früher musste er für jeden Auftrag händisch Checklisten ausfüllen – heute löst er einen Sprachbefehl aus, und die Rechnung wird automatisch erstellt. "Wenn ich jeden Tag eine Minute spare, sind das auf einmal 40 Minuten am Tag. Aufs Jahr gerechnet wird dir schlecht."

Diese Effizienz verschafft ihm Zeit für das, was wirklich zählt: "Es gibt drei Dinge bei mir im Leben, die sehr wichtig sind: meine Familie, meine Firma und mein Hobby. Ich gucke halt immer, wo kann ich meine Zeit einsparen."

Mehr als nur Schweißen: Ein vielfältiges Geschäftsmodell

Aus dem ursprünglichen Schweißbetrieb ist längst ein diversifiziertes Unternehmen geworden. Erik betreibt einen Online-Shop, bietet Workshops und Online-Kurse an, produziert einen eigenen Podcast und veranstaltet das jährliche "Weldend"-Event – ein Schweißer-Festival, das Hobby- und Profischweißer aus ganz Deutschland anzieht.

"Durch Social Media hat sich natürlich dann rauskristallisiert, das sind auch Schweißer, die mir folgen, es sind auch Leute, die gerne schweißen lernen wollen", erklärt er. "Dadurch hat sich natürlich auch einiges ergeben. Auf einmal mache ich Online-Kurse, auf einmal mache ich Workshops, auf einmal habe ich einen Online-Shop."

Gegen den Strom schwimmen: Der Preis des Erfolgs

Der Weg war nicht ohne Widerstand. "Du schwimmst erstmal voll gegen den Strom", gibt Erik zu. "Du bist erstmal der arrogante YouTuber. Du bist erstmal der Idiot, der zu 200 Menschen redet und Tipps gibt. Das heißt, es wenden sich Freunde, Familie von dir ab, die reden nicht mehr mit dir."

Doch Erik blieb seinem Weg treu: "Mir war das halt völlig wurscht. Und da war ich wieder an dem Punkt, die haben mich getriggert und dann habe ich für mich gesagt, ich zeig's euch."

Ostdeutschland als Standortvorteil

Trotz aller Herausforderungen sieht Erik Ostdeutschland als idealen Standort. Seine internationale Reichweite beweist, dass geografische Lage kein Hindernis für Erfolg ist. Durch sein Event und seine Kunden bringt er regelmäßig Menschen nach Thüringen, die hier übernachten und die Region entdecken.

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Die Botschaft für andere Handwerker

Eriks wichtigster Rat an andere Handwerker: "Jeder kann mit Social Media beginnen, wenn er Lust drauf hat. Das Allerwichtigste ist, dass er es auf seine Art macht und sich nicht von anderen beeinflussen lässt."

Sein Erfolgsrezept basiert auf drei Säulen: Authentizität, kontinuierliche Innovation und die Bereitschaft, das Unmögliche zu versuchen. "Es gibt ja dich nicht. Da ist egal, wie viel es da draußen schon gibt. Dich als Person, so wie du es machst, was dich ausmacht, gibt es noch nicht, weil du es nicht machst."

Ein echter Eastside Hero

Erik Löffel verkörpert den Geist eines echten "Eastside Heroes". Er hat nicht nur ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, sondern inspiriert eine ganze Branche. Seine Geschichte zeigt: Mit Leidenschaft, Innovation und dem Mut, neue Wege zu gehen, ist auch in traditionellen Handwerken außergewöhnlicher Erfolg möglich.

Von der kleinen Garage in Zella-Mehlis bis zur internationalen Bekanntheit – Erik Löffel beweist, dass das Unmögliche oft nur eine Frage der richtigen Einstellung ist. Und dass manchmal die besten Innovationen dort entstehen, wo andere nur Probleme sehen.

"Wir verlieren immer nur gegen unsere Unbekanntheit", sagt Erik. Dieses Problem hat er definitiv gelöst – und dabei gezeigt, welches Potenzial in Ostdeutschlands Unternehmern steckt.

 

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Sebastian Meier

Als Brückenbauer zwischen Innovation und Tradition prägt Sebastian Meier die Zukunft des ostdeutschen Unternehmertums. Seine außergewöhnliche Expertise wurzelt in zwei Welten: Als ehemaliger Leiter des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen erkannte er die Bedeutung starker Netzwerke und brachte erstmals die relevanten Akteure der Gründungsszene an einen Tisch. Diese neugeschaffenen Synergien zwischen Wirtschaft, Forschung und Förderung wirken bis heute nach. Als Gründer führte er selbst die myGermany GmbH von der Startup-Vision zum erfolgreichen internationalen Bestandsunternehmen.

Diese einzigartige Kombination aus Startup-DNA und Institutionserfahrung macht ihn zum gefragten Sparringspartner für Unternehmer und Innovatoren. Mit EASTSIDE HEROES verfolgt er heute eine klare Mission: Die Transformation Ostdeutschlands zum dynamischen Wirtschaftsstandort der Zukunft. Sein 15 Jahre aufgebautes Netzwerk aus über 500 aktiven Unternehmenskontakten nutzt er, um etablierte Player mit innovativen Scale-ups zu verbinden und echte Wertschöpfung zu generieren.

Als Nerd für Künstliche Intelligenz und Automatisierung berät Sebastian regelmäßig Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation.

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