Zwischen Hardtekk und Entrepreneurship: Wie OsTEKKe die neue Generation Musikunternehmer prägt
Im Studio während der Podcastaufnahme | © ESH
Er ist 23 Jahre alt, hat mit einem 20-Euro-Controller aus dem Discounter angefangen und füllt heute Techno-Festivals quer durch Deutschland. Sein Sound: hart, kompromisslos, energiegeladen. Sein Name: OsTEKKe. Sein Business? Eine konsequent skalierte Personal Brand mit Team, Booking-Agentur, Labelstruktur. Genau das ist uns hängen geblieben, als wir OsTEKKe alias Noah Strebe bei unserer Podcastaufnahme für EASTSIDE HEROES getroffen haben. Wer verstehen will, wie man aus Ostdeutschland heraus ein relevantes Musik-Startup baut, muss diesen Podcast hören. Aber vor allem: verstehen, was da an Denkweise passiert ist.
Vom Jugendclub zur Spotify-Chartplatzierung
"Das war ein DJ-Pult aus dem Aldi für 20 Euro", sagt OsTEKKe mit einem Grinsen, als wir ihn nach seinen Anfängen fragen. Der Junge aus der Nähe von Sömmerda hatte weder Musikunterricht noch Studiozugang. Dafür einen Jugendclub, YouTube und einen unermüdlichen Spieltrieb. "Dann hat ein Kumpel gesagt: lad das doch mal auf YouTube hoch." Gesagt, getan. Irgendwann trifft dann ein Remix zur richtigen Zeit den richtigen Nerv. "Another Love" war die Initialzündung – zwei Jahre nach Upload ging der Song auf TikTok durch die Decke. Gym-Workouts, Wintermelancholie, Breakup-Vibes – der Remix passte in das emotionale Zeitfenster wie der Drop zur Bassline.
Ein Unternehmen aus Beats und Bauchgefühl
Wenn OsTEKKe über sein heutiges Business spricht, klingt das nicht nach junger Künstler-Naivität, sondern nach einem klaren System. "Mein Team besteht aus Booking-Agentur, Manager, Fahrer und Videograf." Die Struktur ist erprobt. Die Booking-Agentur übernimmt das Scouting, der Manager die rechtlichen Themen, das Label (aktuell Believe) sorgt für Streaming-Distribution und Playlistplatzierung. "Ich kann mich auf die Musik konzentrieren – das ist das Wichtigste." Dass er inzwischen 70 bis 90 Auftritte im Jahr spielt, zeigt: Das System funktioniert. Und vor allem: Es skaliert.
Vom Hörsinn zur Markenstrategie
Was bei OsTEKKe beeindruckt, ist sein fast intuitives Verständnis für Markenwirkung. Der Name? Ein Kindheits-Coin von seinem Kumpel: Ost + Tekkno. Heute ein wiedererkennbares Brand-Asset mit Community-Anker in der ostdeutschen Technoszene. "Ich hätte mich anders genannt, wenn ich gewusst hätte, wie bekannt das wird – aber jetzt ist es eine Marke." Und tatsächlich: OsTEKKe ist mehr als ein Sound. Es ist eine Haltung, die DIY mit Disziplin paart, ohne sich zu ernst zu nehmen. "Ich trinke backstage Wasser oder Cola – Bananensaft, wenn's läuft."
Die neue Rolle von TikTok im Business-Aufbau
Der wirkliche Boost kam nicht durch Spotify, sondern durch TikTok. "Ich würde sagen, TikTok ist für mich wie eine Marktstudie. Ich teste da neue Sounds und gucke, wie Leute reagieren." Sein Rezept: Songs emotional aufladen, visuell zugänglich machen, max. 30 Sekunden, Hook muss sitzen. Der "Another Love"-Remix wurde auf TikTok millionenfach unterlegt, ohne dass Noah aktiv gepusht hatte. "Irgendwann schaue ich mit meinem Vater in die Zahlen und sehe: halbe Million Streams am Tag. Und wir dachten, das ist normal." Dieser Satz ist sinnbildlich für die Art, wie Noah denkt: intuitiv, datengetrieben, lernbereit.
Dass OsTEKKe seine Karriere aus dem Osten heraus gebaut hat, ist kein reines Zufallsprodukt. "Ich glaube, Veranstalter sehen den Namen und stempeln mich sofort ein. Aber dadurch spiele ich eben auch in Regionen, die für andere DJs blinde Flecken sind." Seine Wurzeln in der ostdeutschen Hardtekk- und Rave-Szene verleiht ihm nicht nur Authentizität, sondern macht ihn zum Vorbild für eine Generation von Künstler:innen, die nicht in Berlin oder Köln starten. Das trifft genau den Nerv unserer EASTSIDE HEROES-Philosophie: Unternehmer:innen aus Ostdeutschland, die aus der Peripherie neue Zentren bauen.
Business-Modell DJ: Live-Gigs, Merch & IP
Das Unternehmen OsTEKKe ruht auf drei Säulen: Live-Auftritte, Streaming und Merchandising. "Live bringt das meiste ein – Festivalsaison ist unser Q4." Die Gagen bewegen sich, wie er selbst sagt, zwischen "anderthalb, zwei und fünf" – gemeint sind tausend Euro pro Gig. Dazu kommt Merch: "Das mache ich über einen Shop, Shirts, Hoodies, alles dabei." Streaming? "Ist nice to have, aber bringt weniger." Trotzdem ist es ein wichtiges Element für Reichweite und Branding. Und: OsTEKKe produziert alles selbst. "Null Prozent KI. Alles Handarbeit."
Startup-Learnings für Unternehmer:innen
Der Podcast ist gespickt mit Learnings für alle, die selbst ein Business aufbauen:
"Wenn du viral gehst, brauchst du ein Team, sonst verlierst du dich."
"Der erste Deal war nicht gut. Würde ich heute nicht mehr so unterschreiben."
"TikTok ist deine Marktforschung, Spotify dein Vertriebsweg."
"Erfolg muss nicht von Anfang an kommen. Manchmal geht ein Track zwei Jahre später durch die Decke."
"Du brauchst nicht Berlin, um was zu reißen."
Noah Strebe in seinem alten Studio | © ESH
OsTEKKe verzichtet bewusst auf Maske, Pseudonym oder Drama. "Ich bin ich. Auf Social Media genauso wie auf der Bühne." Und genau das macht seine Fanbindung stark. Er antwortet, kommentiert, repostet. Er ist kein Künstler, der auf Distanz geht, sondern ein Unternehmer, der seine Zielgruppe kennt und versteht. Das ist genau die Art von Transparenz, die viele Marken heute mühsam versuchen zu simulieren.
Wo geht die Reise hin?
"Ich will raus aus Deutschland – Gigs international, aber mit meinem Sound." Dafür würde er auch weniger Gage nehmen. "Lieber Fanbindung in neuen Regionen aufbauen, als 1.000 Euro mehr verdienen." Dieser Satz sitzt. OsTEKKe denkt langfristig, investiert Zeit in die Marke, nicht nur in die Marge.
Was uns beeindruckt hat?
Vielleicht ist es die Mischung aus Klarheit, Bodenständigkeit und digitalem Skillset, die OsTEKKe so besonders macht. Vielleicht ist es aber auch der Moment, wenn er sagt: "Ich wollte einfach was machen. Und das hat dann andere mitgezogen." Ein Satz, der zeigt: Unternehmer:innengeist beginnt nicht mit einem Businessplan, sondern mit dem Willen und der Leidenschaft, etwas zu gestalten.
Jetzt reinhören und die ganze Story hören
Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, wie aus einem 15-jährigen Hobbymusiker ein Unternehmer wurde, der eine Community, eine Marke und ein Business aufgebaut hat – dann hört in unsere aktuelle Folge mit OsTEKKe rein. Es geht um viel mehr als Beats. Es geht um unternehmerischen Mut, eine neue ostdeutsche Identität – und eine Generation, die auf ihre eigene Weise erfolgreich ist.