Influencer Marketing im Fokus: Authentizität als Erfolgsrezept

Dieses inspirierende Gespräch fand bereits im November 2024 statt. Wir veröffentlichen es jetzt als Special für alle, die mehr über erfolgreiches Influencer Marketing erfahren möchten.

In einer Welt, in der digitale Präsenz für Unternehmen unverzichtbar geworden ist, hat sich Influencer Marketing als eine der wirksamsten Strategien etabliert. Doch was macht erfolgreiche Influencer aus? Und wie können Unternehmen authentische Partnerschaften aufbauen, die tatsächlich Mehrwert schaffen? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir zwei Experten eingeladen: Franziska Reichenbach, eine erfolgreiche Influencerin mit über 377.000 Followern, und Andreas Kühn, Mitgründer der Kaffeemarke No Coffee.

Der Weg zum erfolgreichen Influencer

Franziska Reichenbach begann ihre Influencer-Karriere während der Elternzeit ihres zweiten Kindes. Innerhalb eines Jahres konnte sie bereits von bezahlten Kooperationen leben. "Das war so 2019. Da habe ich es ungefähr schon ein Jahr lang gemacht. Ich habe das in der Elternzeit von unserem zweiten Kind aufgebaut, da hatte ich dann auch einfach die Zeit", erklärt sie.

Ihr Wachstum verlief organisch, doch der entscheidende Durchbruch kam erst in diesem Jahr: "Ich bin rein in das Jahr mit 200.000 Followern. Das war immer so mein ganz großes Ziel", erzählt Franziska. Inzwischen ist diese Zahl auf beeindruckende 377.000 angewachsen.

Was viele überrascht: Trotz dieser enormen Reichweite ist Franziska noch immer selbst am Steuer. "Ich habe mittlerweile ein Team und da haben wir eine persönliche Assistentin, eine Caterin und ein Backoffice", sagt sie, doch den Kern ihrer Arbeit – die Kommunikation mit ihrer Community – übernimmt sie weiterhin selbst.

© Franziska Reichenbach, Andreas Kühn, ESH

Die Magie authentischer Verbindungen

Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs? Franziska betont immer wieder die Bedeutung authentischer Beziehungen zu ihrer Community:

"Das wichtigste ist es, seine Leute zu kennen und im Kontakt zu bleiben. Und wirklich ein aufrichtiges Interesse daran zu haben, wie es der Community geht und wie der Austausch funktioniert."

Diese Authentizität spiegelt sich auch in ihrer Arbeitsweise wider. Anders als viele andere plant sie nicht Monate im Voraus: "Ich würde mir jetzt gerne mehr Struktur erzählen, als ich tatsächlich habe. Das wäre dann aber oft gelogen", gibt sie lachend zu. Sie versucht, einen Content-Tag pro Woche einzuplanen, an dem sie hauptsächlich produziert, und bearbeitet an den übrigen Tagen ihre Inhalte nach.

Ein besonders wichtiger Aspekt ihrer Strategie sind die "Hooks" am Ende ihrer Videos – kurze Sequenzen, die ihre Kernbotschaft zusammenfassen und zum Folgen auffordern. "Dieser Hook ist prinzipiell eine Aufforderung zum Folgen schlichtweg", erklärt Franziska. "Das wiederum hat die viralen Videos komplett umgedreht und macht die viralen Videos zu so einem Follower-Abonnentenmagnet."

© Franziska Reichenbach, ESH

Unternehmensperspektive: No Coffee als Erfolgsmodell

Auf der anderen Seite steht Andreas Kühn, der mit No Coffee einen ungewöhnlichen Weg gegangen ist: Er hat sich auf entkoffeinierte Kaffeeprodukte spezialisiert – ein Nischenmarkt, den er durch cleveres Marketing und Influencer-Kooperationen erfolgreich erschlossen hat.

"Als wir angefangen haben vor vier Jahren, da war das Thema entkoffinierter Kaffee irgendwie gar nicht mehr sichtbar im Markt", erinnert sich Andreas. Die Herausforderung bestand darin, ein Produkt zu etablieren, das viele Vorurteile überwinden musste.

Seine Lösung? Authentisches Storytelling durch Influencer. Andreas erklärt seinen Ansatz so:

"Über diese Plattformen erzählt man Geschichten. Diese Geschichten vermitteln nicht wir selbst – das machen Influencer für uns. Das ist eine riesen Chance."

Für No Coffee bedeutet das: Sie suchen nicht einfach nach Influencern mit großer Reichweite, sondern nach Menschen, die tatsächlich eine Beziehung zu Kaffee und idealerweise zu entkoffeinierten Produkten haben. "In ersten Schritt gibt es einen inhaltlichen Fit. Wir sprechen mit den Leuten, mit den Influencern und fragen, ob sie überhaupt Kaffee trinken", erklärt Andreas seine Auswahlkriterien.

Die Freiheit zu kreieren: Das Geheimnis erfolgreicher Kooperationen

Sowohl Franziska als auch Andreas betonen einen entscheidenden Punkt für erfolgreiche Kooperationen: die kreative Freiheit des Influencers. Franziska berichtet von Extremen in der Zusammenarbeit: "Eine Kooperation, wo du sehr eng geführt wirst, ist eine schlechte Kooperation", stellt sie klar. Sie erzählt von Großkunden mit "fünf Freigabeschleifen" und "Briefings von 20 Seiten" – Arbeitsweisen, die sie als hinderlich empfindet.

Andreas stimmt zu: "Man muss nur immer nett sein und dem Influencer die Freiheit lassen. Ich kann nach wie vor nicht verstehen, warum jemand ein 20-seitiges Briefing oder Regieanweisung mitgibt an Influencer."

Diese Philosophie zahlt sich aus. No Coffee arbeitet mit Influencern zusammen, die wirklich hinter dem Produkt stehen, und lässt ihnen den kreativen Spielraum, authentische Inhalte zu erstellen. Der Erfolg gibt ihnen Recht: "Grundsätzlich haben wir uns entwickelt hin zu einer Love Brand in unserer Community", berichtet Andreas stolz.

Langfristige Beziehungen statt Einmalkooperationen

Ein weiterer Aspekt, der im Gespräch deutlich wird: Erfolgreiche Influencer-Kooperationen sind keine Eintagsfliegen. Franziska erzählt: "Ich betreue meine Meilen wirklich so 3-4 Mal, mindestens. Und vor allem habe ich Jahrespartner. Die kommen im Januar, Februar und buchen das Jahr durch."

Diese Kontinuität schafft Vertrauen – sowohl bei der Community als auch zwischen Marke und Influencer. "Für mich ist es auch schwierig", gibt Franziska zu. "Am Anfang wurde ich meistens 2-3 Monate, 2-3 Mal hintereinander gebucht. Dann wurde gecheckt, wie läuft es, machen wir weiter. Mittlerweile wollen mich die Marken Anfang des Jahres einbuchen und den Preis festlegen."

Andreas verfolgt mit No Coffee einen ähnlichen Ansatz: "Wir arbeiten schon sehr regelmäßig mit Influencern zusammen und haben auch bezahlte Kooperationen jeden Monat mit bestimmten Anzahlen, die wir auch versuchen zu realisieren."

Herausforderungen und Wachstum

Der Weg zum Erfolg ist selten geradlinig, und sowohl Franziska als auch Andreas haben Herausforderungen gemeistert und wichtige Lektionen gelernt.

Andreas rät zur Geduld: "Es muss ein gewisses Fundament aufgebaut werden und das dauert halt einfach seine Zeit, das muss wachsen und dafür muss man Geduld mitbringen." Er warnt davor, zu überambitioniert zu sein und zu glauben, dass schnelle Erfolge möglich sind.

Franziska wiederum empfiehlt, den eigenen Weg zu gehen: "Was ich meiner Franzi vor sechs Jahren sagen würde, ist definitiv nicht so viel Angst zu haben, sondern vor allem nicht so viel links und rechts zu gucken. Man soll bei sich bleiben und sein Ding machen und wirklich mit der Idee rennen und darauf seinen Content aufbauen."

Die Zukunft des Influencer Marketings

Wie wird sich Influencer Marketing weiterentwickeln? Beide Experten sehen einen Trend zu langfristigen Partnerschaften und mehr Authentizität. "Für mich ist eine neue Entwicklung, dass die Marken Anfang des Jahres einbuchen und den Preis festlegen", berichtet Franziska.

Andreas ergänzt, dass auch Tools wie künstliche Intelligenz zunehmend eine Rolle spielen: "Wir nutzen KI vor allem viel für konzeptionelle Ideen. Und diese ganze Aufklärungsarbeit, da hilft einem schon, eine Plattform allein auf Ideen zu kommen und die zu entwickeln."

Dennoch bleibt der menschliche Faktor entscheidend. "Am Ende ist es Peoples' Business. Es ist menschlich, es muss auch klappen, man muss auch irgendwie ein Draht zueinander haben", fasst Andreas zusammen.

Praktische Tipps für Unternehmen und aufstrebende Influencer

Für Unternehmen, die mit Influencer Marketing starten möchten, haben unsere Experten klare Ratschläge:

  1. Authentizität vor Reichweite: Suchen Sie nach Influencern, die wirklich zu Ihrem Produkt passen, nicht nach denen mit den meisten Followern.

  2. Kreative Freiheit gewähren: Vertrauen Sie auf die Expertise des Influencers, seine Community zu kennen.

  3. Langfristig denken: Einmalige Kooperationen bringen selten den gewünschten Erfolg. Planen Sie langfristige Partnerschaften.

  4. Mikroinfluencer nicht unterschätzen: "Gerade Mikroinfluencer haben manchmal tollere Zahlen als die ganz großen", verrät Franziska.

  5. Geduld haben: "Es muss ein gewisses Fundament aufgebaut werden und das dauert", betont Andreas.

Für angehende Influencer gilt:

  1. Authentisch bleiben: "Man muss bei sich bleiben und sein Ding machen", rät Franziska.

  2. Community pflegen: "Das wichtigste ist es, seine Leute zu kennen und im Kontakt zu bleiben."

  3. Experimentieren: Probieren Sie verschiedene Formate aus und finden Sie heraus, was für Sie und Ihre Community funktioniert.

  4. Nicht zu viel vergleichen: "Nicht so viel links und rechts gucken" ist Franziskas wichtigster Ratschlag.

© Photo Credits: Paul Träger & ESH

 

Fazit: Authentizität als Schlüssel zum Erfolg

Unser Gespräch mit Franziska Reichenbach und Andreas Kühn zeigt deutlich: Der Schlüssel zu erfolgreichem Influencer Marketing liegt in der Authentizität – sowohl seitens der Influencer als auch der Unternehmen. Es geht nicht um schnelle Erfolge oder möglichst viele Follower, sondern um echte Beziehungen, glaubwürdige Geschichten und langfristige Partnerschaften.

"Über diese Plattformen erzählt man Geschichten. Diese Geschichten vermitteln nicht wir selbst – das machen Influencer für uns", fasst Andreas zusammen. Und Franziska ergänzt: "Das wichtigste ist es, seine Leute zu kennen und im Kontakt zu bleiben."

In einer Zeit, in der digitales Marketing immer komplexer wird, erinnern uns diese einfachen Wahrheiten daran, worum es wirklich geht: um Menschen, die mit Menschen kommunizieren. Authentisch, ehrlich und mit echtem Mehrwert.

 

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Sebastian Meier

Als Brückenbauer zwischen Innovation und Tradition prägt Sebastian Meier die Zukunft des ostdeutschen Unternehmertums. Seine außergewöhnliche Expertise wurzelt in zwei Welten: Als ehemaliger Leiter des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen erkannte er die Bedeutung starker Netzwerke und brachte erstmals die relevanten Akteure der Gründungsszene an einen Tisch. Diese neugeschaffenen Synergien zwischen Wirtschaft, Forschung und Förderung wirken bis heute nach. Als Gründer führte er selbst die myGermany GmbH von der Startup-Vision zum erfolgreichen internationalen Bestandsunternehmen.

Diese einzigartige Kombination aus Startup-DNA und Institutionserfahrung macht ihn zum gefragten Sparringspartner für Unternehmer und Innovatoren. Mit EASTSIDE HEROES verfolgt er heute eine klare Mission: Die Transformation Ostdeutschlands zum dynamischen Wirtschaftsstandort der Zukunft. Sein 15 Jahre aufgebautes Netzwerk aus über 500 aktiven Unternehmenskontakten nutzt er, um etablierte Player mit innovativen Scale-ups zu verbinden und echte Wertschöpfung zu generieren.

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